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Book

inVISIBLE

Ein taktiles Kunstbuch

©Ocker Creative
©Ocker Creative, #pergraphica

Das taktile Kunstbuch »inVISIBLE« der Gestalterin Sarah Iris Mang ist für blinde Personen und Sehende gleichermaßen faszinierend. Anlässlich eines Open Calls für die Internationale Künstlerbuchmesse in Wien befasste sie sich mit den Gemälden von Malerinnen, die im Kunsthistorischen Museum in Wien ausgestellt sind. Tatsächlich waren es zu diesem Zeitpunkt gerade einmal fünf Künstlerinnen, die permanent zu sehen sind – in der gesamten Sammlung sind acht Malerinnen vertreten …

Feinfühlige Übersetzung

Viel Auswahl hatte Sarah Iris Mang nicht, um für ihr Projekt inVISIBLE Gemälde von Malerinnen, die im Kunsthistorischen Museum Wien ausgestellt werden, auch für sehbehinderte und blinde Menschen zugänglich zu machen. Sie beschäftige sich in einem Buch mit allen fünf Künstlerinnen und übersetzte deren Werke auf spannende Art und Weise: Auf der jeweils rechten Seite finden sich die Gemälde in Umrissen mit markantem Strich, um für stark sehbeeinträchtigte Menschen noch sichtbar zu sein. Auf der gegenüberliegenden Seite findet sich das taktile Bild in Braille. »Das erste Motiv, mit dem ich mich beschäftigte, war ein Gemälde der italienischen Malerin Sofonisba Anguissola aus der Spät-Renaissance. Hier fertigte ich mehrere Varianten an, die Frau Dr. Rotraut Krall vom Kunsthistorischen Museum Wien gemeinsam mit Blinden ertastet hat, um herauszufinden, welche am besten funktioniert.«

Über die Kunst hinaus

In einem weiteren Teil des Buches, erzählt Dr. Rotraut Krall vom Kunsthistorischen Museum in Wien in einem Interview von ihren Erfahrungen als Kunsthistorikerin und Expertin in der Kunstvermittlung für Blinde und Sehbehinderte. Im dritten Teil von inVISIBLE interpretiert Sarah Mang in sogenannten Resonanzzeichnungen die Werke der Künstlerinnen als taktile Grafiken. Zudem wird das Braille-Alphabet aufgelistet, damit der Lesende mit dieser Unterstützung durch das Buch navigieren kann. Da die englischen Begleittexte nur teilweise in Braille übersetzt werden konnten, weil diese Schrift wesentlich mehr Platz benötigt, wurden in einem Audiobuch alle anderen Inhalte von inVISIBLE zugänglich gemacht.


Informationen zugänglich machen

»Inklusion bedeutet für mich Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung, ganz unabhängig von deren Bildungshintergrund, Kultur, Identität und Lebensalter«, so Sarah Iris Mang. Aus diesem Gedanken heraus beschäftigt sie sich intensiv mit multisensorischer und taktiler Kunst – sei es in Form von Installationen ober eben des vorliegenden Buches inVISIBLE, das auf dem haptisch reizvollen PERGRAPHICA® gedruckt wurde. Auch auf digitale Medien als brückenbauende Elemente greift sie gerne zurück: »Mich interessiert das komplexe Feld der Wahrnehmung auf einer psychologischen Ebene im kulturellen Kontext sowie als sinnlicher Prozess«. Und in der Tat – während in der Kunst meist der Seh-, gelegentlich noch der Hörsinn angesprochen wird, werden andere Sinne gänzlich vernachlässigt. Genau hier setzt Sarah Iris Mang an und versucht in ihren Werken, multisensorisch zu denken und ihre Aussagen ganzheitlich zu vermitteln. »Früher habe ich mich eher mit der Ästhetik der Gestaltung befasst – heute überlege ich mir, welche Kommunikationsangebote ich schaffen kann«, resümiert die Künstlerin.

Wer mehr über die Philosophie von Sarah Iris Mang erfahren möchte, findet hier eine Gesprächsrunde zu »Ästhetiken der Zugänglichkeit: Barrierefreiheit in Kunst, Kultur und Forschung«.