Noch mehr Papier zum verlieben!

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Book Packaging Paperlove

Fantastico mondo di carta

Marmorierte Kunstwerke

Fantastico mondo di carta

Farbenprächtige Muster und goldglänzende Elemente – das sind die Merkmale des weltberühmten und traditionellen Florentiner Papiers. Auch heute findet man noch viele Papierhandlungen in der Stadt, in denen man sich durchaus verlieren kann. Wandelt man einmal ein wenig abseits der Touristenpfade, so entdeckt man mit viel Glück in der Via del Parione die Werkstatt von Riccardo Luci … und fühlt sich fast wie im Papierparadies. 

Kommen Sie herein!

Diese Aufforderung lässt man sich nicht zweimal sagen, wenn man zunächst vorsichtig durch die kleine Auslage lugt und dann in den Laden gewunken wird. Es warten unzählige marmorierte Papierbögen, Notizblöcke, Kartensets, Umschläge, Kalender, Bücher und sogar Bilderrahmen, die von beeindruckenden Marmorierungen geziert werden. »Ich arbeite in vierter Generation hier«, erzählt mir Riccardo Luci bei meinem Besuch. »Mein Urgroßvater war ein berühmter Buchbinder in Florenz und begann 1908 in dieser Werkstatt hier.« Er selbst übernahm den Betrieb 1991 und widmet sich seither mit Leidenschaft dem Buchbinden, der Buchrestauration und eben dem Marmorieren von Papier. »Jeder Bogen ist ein Unikat, das ist das Besondere an dieser Technik. Und ehrlich gesagt, überrascht mich das Ergebnis auch selbst immer wieder,« schwärmt Riccardo. »Soll ich Dir zeigen, wie das geht?«, fragt mich Lucia, die ebenfalls in diesem Traditionsbetrieb arbeitet – aber ja! Und schon werde ich gebeten, doch hinter die Plexiglasscheibe zu gehen; ein paar Minuten später werde ich erfahren, warum …

Mit viel Gefühl zum Unikat

Flugs säubert sie das Wasserbecken von den Farbresten, die an der Oberfläche schwimmen und überblickt die unzähligen Farbbecher. Die Grundfarbe wird nun in großen, gleichmäßigen Klecksen auf dem Wasser platziert. »Die Marmorierung ist eine sehr traditionelle Technik, die besonders in Florenz Ende des 16. Jahrhunderts populär wurde«, erzählt unterdessen Riccardo. »Sie funktioniert dank einer besonderen ›Zutat‹: Seetang, den ich nach einem alten Rezept kochen muss.«


Lucia wählt nun eine weitere Farbe aus und klopft mit ihrer freien Hand immer wieder feinfühlig, aber energisch an das Handgelenk der anderen, die den Pinsel hält. Auf diese Weise entstehen feine Spritzer – ohja, die Plexiglasscheibe bewahrt mich vor Flecken! –, die sich über die gesamte Fläche verteilen. Es folgen zwei, drei weitere Durchgänge mit anderen Farben, ehe Lucia einen Kamm zur Hand nimmt und diesen vorsichtig, aber in einem flüssigen Zug durch das Wasser zieht, um die einzelnen Farbtupfer miteinander zu vereinen. Diese Marmorierung sieht jetzt schon großartig aus und doch muss diese erst einmal den Weg auf das Papier finden. 

Image gallery - 191 Marmoriertes-Papier-Galerie

Florentiner Papier in Vollendung

»Es bedarf keiner speziellen Papiere«, erklärt Riccardo dazu. »Aber hochwertig müssen sie in jedem Fall sein, damit sich beispielsweise Bücher damit binden lassen. Ich selbst verwende meist eine 100 g/qm-Sorte und arbeite entweder auch mit dem von mir handgefertigten Kamm oder ›freestyle‹ – ganz so, wie ich es in der Familie erlernt habe«. Lucia legt nun vorsichtig einen Papierbogen auf die Wasseroberfläche, zieht diesen an der Längsseite in einem Zug heraus und fertig ist »mein« Bogen.

Interessant ist ebenfalls, dass diese Technik nicht nur mit Papier, sondern auch auf Leder bestens funktioniert – ein Experiment, auf das Riccardo sehr stolz ist: Zahlreiche Schlüsselanhänger, Geldbörsen, Kladden und Taschen hat er so bereits gefertigt, »das war selbst für mich ein Wow-Effekt«.

Sind das Buchbinden und die Arbeit in der Werkstatt nun Beruf oder Passion?, möchte ich abschließend von Riccardo wissen. »Komm schon … es ist natürlich mehr als eine Arbeit. Es ist meine Leidenschaft fürs ganze Leben!«

Wer Riccardo Luci besuchen möchte: Via del Parione, 35 A/R, 50123 Florenz. Er gibt auch Workshops und erzählt mit Begeisterung von seiner Arbeit: riccardoluci.com