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Marketing Packaging

Little Treasures

Die Risografien von Jeroen Wellens

Little Treasures

Unter dem Namen jwtwel entstehen in einem Atelier in Deventer kleine Schätze: Jeroen Wellens hat sich der Risografie verschrieben und damit auch der Materialität, dem Handwerk und der Kreativität. Wir sprachen mit dem Kreativen – einem fanatischen Bäcker von Sauerteigbrot, wie er uns verriet – über seine Leidenschaft, die Vorteile des Risodrucks sowie seine Pläne.

Lass uns bei Deinem Label anfangen – was steckt hinter jwtwel?

Das ist niederländisch und bedeutet so viel wie »Du weißt schon«, wie man es bei einer Unterhaltung sagt, wenn man davon ausgeht, dass der andere schon weiß, wie es gemeint ist. Diese Offensichtlichkeit ist für mich immer der Startpunkt jedes Designprozesses, weil ich eben auch nicht genau weiß, wohin er führt. Es beginnt immer mit einem leeren Blatt, um mich – und auch den Kunden – zu überraschen. 

Wer zählt zu Deinen Kunden?

Ich bin sehr konzeptionell unterwegs und arbeite für eine breite Klientel. Mein Schwerpunkt sind Corporate Identities, Logos, aber auch Etiketten – und natürlich meine freien Arbeiten und Kunstprojekte.

Dabei hast Du schon früh Deine Liebe zum Handwerklichen entdeckt… 

Ja, angefangen hatte alles mit einer handgedruckten Linolschnitt-Postkarte, die ich als Mailing zur Eigenwerbung verwenden wollte. Ein Designladen bei mir in der Nähe, war sofort bereit, diese Karten zu verkaufen. So entstanden auch T-Shirts und Plakate mit diesen Illustrationen, was irgendwann zu »jwetwel wall art« führte. Ich habe eine große Leidenschaft für das Handwerk, für Papier und Druck. Aus Zeitmangel suchte ich irgendwann nach alternativen Drucktechniken.

Wo wir schon bei der Risografie angelangt sind.

In der Tat … das war Liebe auf den ersten Blick! Risografie ist eine perfekte Kombination aus digitalem Vervielfältigungsverfahren und uniquem Output. Natürlich gibt es in der Risografie Einschränkungen und Unzulänglichkeiten, aber genau das sind auch seine Vorzüge. Ich liebe diesen Gegensatz, denn eigentlich ist meine Arbeit immer sehr exakt und clean – der Risodruck ist hingegen unberechenbar in der Farbdeckung, die Passer sind immer ungenau und überall findet sich Farbabrieb. 

Sind Risodrucke aufwendig in der Produktion?

Es kommt darauf an. Bei einem mehrfarbigen Motiv durchläuft ein einzelnes Blatt Papier mehrmals durch den Risograf – es wird immer eine Farbe aufgetragen. 4c bedeutet also vier Durchgänge. Ich habe das Gefühl, der Riso gibt meiner Arbeit eine Seele. Kein einziger Druck gleicht dem anderen. Und die Riso-Farben sind unglaublich intensiv – ich liebe es, zu überdrucken und damit Farben zu mischen. Es gleich ein wenig dem Siebdruck, aber trotzdem mit mehr Seele im Druck. 

Wie darf man sich das genau vorstellen?

Der Risograf ist ein Vervielfältigungsgerät wie ein Mimeograf, der im Siebdruckverfahren arbeitet. Eine erstellte Schablone wird auf eine, mit Farbe gefüllte Trommel gelegt. Diese dreht sich dann mit hoher Geschwindigkeit und drückt die Tinte durch die Schablone auf das Papier. Dort wird sie aufgesaugt und sorgt für ein einzigartiges Aussehen und eine einmalige Textur.

Obendrein ist die Risografie auch noch ökologisch …

Es stehen mehr als 50 Farben zur Verfügung, die alle auf pflanzlicher Basis speziell für das Risografie-Verfahren entwickelt wurden. Das macht es zu einer der umweltfreundlichsten Drucktechniken überhaupt.

Welches Papier eignet sich für den Risodruck?

Infrage kommen ausschließlich ungestrichene Papiere, denn die ölige Tinte muss aufgesogen und anschließend an der Luft getrocknet werden. Das Ergebnis ist ein bisschen so wie bei einer Tageszeitung … immer ein wenig verschmiert. 

Für einige Deiner Drucke kam die Sorte Muskat Grey zum Einsatz. Warum verwendest Du das gerne?

Ich mag die raue Haptik und die Ästhetik von ungebleichtem Papier sehr, daher verwende ich gerne Recyclingpapiere wie Muskat Grey. Das sorgt nicht nur für einen hohen Wiedererkennungswert meiner Arbeiten, sondern ist zugleich umweltfreundlich und ausdrucksstark. Ich glaube ohnehin, dass gutes Design – egal ob Kunst oder für kommerzielle Aufträge – immer mit dem Papier beginnt (oder mit dem Medium, auf dem es produziert wird). 
Zudem nehme ich immer gerne die Farbe des Papiers in meine eigene Farbpalette auf – da es auch weiße Farbe für den Risografen gibt, ist dadurch ein besonders schönes Spiel mit Muskat Grey möglich. Kombiniert man es beispielsweise mit einem fluoreszierenden Pink oder Orange, ergibt das eine unglaublich starke Wirkung.  

Welche Einschränkungen außer den genannten gibt es in der Risografie noch?

Der Risograf kann kein Papier verarbeiten, das größer als A3 ist. Das bedeutet, dass man vorgefaltetes Papier oder eben in Teilen drucken muss. Um großformatigere Arbeiten zu fertigen, habe ich angefangen, meine Muster zu vergrößern und die Ausschnitte zu verkleinern. Dadurch entstehen »variable Kunstwerke« – mir gefällt die Idee, dass sich der Kunde seine eigene Komposition zusammenstellen kann, die ganz seinem Geschmack entspricht. Ich habe bislang zwar noch keine Lösung gefunden, wie sich die verschiedenen Kombinationen logisch darstellen lassen oder wie der Kunde mit den Kombinationen spielen kann – aber ich arbeite daran.  

Was sind Deine Zukunftspläne?

Es wäre schön, an den Punkt zu gelangen, an dem ich es mir leisten kann, mehr Zeit und Energie in eigene Projekte zu investieren. 

Wer sich für die Arbeiten Jeroen Wellens interessiert, dem sei sein Webshop empfohlen – hier finden sich jede Menge kleine Risografie-Schätze: dept.store/jwtwel

Und auch auf Insta ist jwtwel zu finden: www.instagram.com

Papier: Muskat

Wer mehr über dieses umweltfreundliche Druckverfahren wissen möchte: Am 21. Juni stellen Sabine Reister und Produktionerin Sylvia Lerch von 10 bis 11 Uhr das Risografie-Verfahren im Rahmen eines Web-Seminars näher vor. Die Veranstaltung ist wie immer kostenlos – hier geht es zur Anmeldung.