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Corporate

»Alles Lebenswerte und alles Liebenswerte ist analog«

Ein Interview mit Fons Hickmann

»Alles Lebenswerte und alles Liebenswerte ist analog«

Fons Hickmann zählt unbestritten zu den Top-Kreativen des Landes, was nicht zuletzt hunderte von Auszeichnungen eindrucksvoll belegen. Gemeinsam mit Bjoern Wolf führt er seit 2001 das Berliner Studio m23, ist Professor an der UDK, Autor vieler bemerkenswerter Bücher und nicht zuletzt Gestalter aus Leidenschaft. Intelligente und grafisch eindrucksvolle Corporate Designs sind dabei nur eine der Herausforderungen, die sich Fons Hickmann gerne stellt. 

Über Plakatgestaltung habe ich mich schon oft mit Dir unterhalten – das ist Deine eigentliche Lieblingsdisziplin, oder? 

Im Plakat müssen Idee und Ästhetik auf das Feinste korrespondieren. Es verzeiht keine Nachlässigkeit, keinen Zweifel, das Plakat ist pure Konsequenz. Es ist das Meisterstück des Gestalters. Hier wird offensichtlich, was er kann. Ich liebe dieses Medium, weil es mich so sehr herausfordert und wenn es gelungen ist, fordert es auch den Betrachter.

Ihr habt jedoch unzählige spannende und vor allen Dingen komplexe Corporate Design-Lösungen im Portfolio. Worin liegt hier für Dich die besondere Herausforderung?

Im Ganzheitlichen. Ich vergleiche ein Corporate Design gern mit einem Körper. Jedes Köperteil hat seine Funktionalität, jedes seine Eigenartigkeit, doch im Zusammenspiel ergibt sich ein lebender Organismus. 

»Wenn man zu einem ungewöhnlichen Ergebnis kommen will, läuft das nicht immer geschmeidig. Und gerade, wenn es schmerzhaft wird, wird es interessant.« So hast Du das einmal in einem Interview formuliert. Wie schmerzhaft sind denn unter Umständen Corporate Design-Prozesse?

Was ich ausdrücken wollte, bezog sich vermutlich auf den künstlerischen Prozess. Den habe ich immer wieder als schmerzhaft empfunden, ein Ringen um die Form, ein immer wieder verwerfen von Ideen, das Scheitern, dann das Finden, das eine manische Intensität auslösen kann … Eine Mechanik habe ich nie gefunden, die Herausforderung ist immer wieder neu.

Corporate Design und Haptik – greift das heute noch ineinander?

Sicher, wie sollte es nicht. Der Mensch ist ein multisensuales Wesen. Haptik ist ein essenzieller Sinn.

Bei der Fülle an realisierten CDs: Gibt es ein Unternehmen, für das Du zu gerne einmal ein überraschendes Erscheinungsbild realisieren wollen würdest? 

Darüber denke ich nicht nach, ich freue mich über jeden Anruf.

Mich überrascht es fast ein wenig, dass unter Deinen Kunden noch nie ein Fußballclub war. Schließlich bist Du bekennender Fan, was man spätestens seit der Designinitiative »11 Designer für Deutschland«, die Du mit Klaus Hesse vor der Fußballweltmeisterschaft 2006 initiiert hast, sowie Deinem brillanten Buch »Das beste Spiel aller Zeiten«, weiß. Hat schon einmal ein Verein angeklopft?

Das wundert mich auch ein wenig (lacht). Die meisten Clubs sind allerdings ein wenig »Marketing- verseucht«. Es geht zu sehr um Mainstream und Kommerz. Für einen Club mit Seele könnte ich etwas machen.

Welche Rolle spielt für Dich Materialität in der Gestaltung? Kannst Du hier – gerade während der onlinegeprägten Corona-Zeit – Tendenzen erkennen? Wird Haptik künftig wieder eine größere Rolle spielen?

Corona hat uns viel genommen, das meine ich gar nicht medizinisch. Uns fehlt Kontakt! Nicht im digitalen, da haben wie mehr als genug. Uns fehlt Kontakt im Analogen, im Körperlichen und im Haptischen. Das brauchen wir zurück. Alles Lebenswerte und alles Liebenswerte ist analog! 

Zukunft braucht Raum, Kreativität, Papier und …? 

… Honigbienen

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